Review: Star Ocean - Integrity and Faithlessness


Rollenspiel? [✓]
Schwerter, Pistolen und Magie? [✓]
Enttäuschung? [✓]


Hätt ich den dritten Punkt schon vor dem Kauf abhaken können, wären mir einige Stunden erspart geworden.

Die Story (Spoilerwarnung):
Das Intro, noch bevor man mit dem Spiel anfängt, sieht vielversprechend aus. Weltall. Musik. Und so weiter. Dann fängt man an zu zocken, oder will es zumindest. Das Spiel tendiert am Anfang dazu, einen mit Texttafeln zuzumüllen, sodass man diese irgendwann nur noch wegklickt und vieles von der Steuerung verpasst. Die Spezialleiste für Super-Attacken hab ich z.B. erst ganz am Schluss gebraucht, weil ich dann per Zufall herausgefunden habe, wie sie funktioniert.
Ok, zurück zur Story:
Man trainiert mit seinem Kindheitsfreund Schwertkampf. Dann kommen aber Banditen? Soldaten? Rebellen? Irgendwas. Und greifen dein kleines Ka**dorf an, welches sowieso am Ende der Welt liegt (kein Spass, ich hätte Angst dass das gesamte Dorf ins Meer fällt). Stellt sich heraus, dass es ein Nachbarland ist, welches deinem Land krieg erklärt hat. Aber deine Familie wurde schon vorher ermordet. Irgendwie. Also macht man das einzig sinnvolle und warnt die Hauptstadt. Nicht zusammen mit dem Kindheitsfreund sondern mit der Kindheitsfreundin. Kann man zusammen ja ein kleines Abenteuer erleben.

(Nein, es gab keine Szenen, welche die USK12 auf dem Cover in Frage stellen. Dafür aber durchaus merkwürdige Szenen wenn die Begleiterin sagt "So schönes Wetter, ich würde gerne Wäsche machen" - "Wäre es nicht toll Hausfrau zu sein?") 

Von dem wenig Story, die es gibt, darf ich jetzt nicht den Faden verlieren:
In der Hauptstadt stellt sich heraus, dass der Hauptcharakter ein kühles Verhältnis zu seinem Vater (der Armeechef) hat. Dramatische Hintergrundgeschichten ziehen immer. Dann muss man eine Magierin (oder Signaturette, oder wie das im Spiel genannt wird) holen, damit sie das Land im Kampf gegen das andere Land unterstützt. Dann findet man ein abgestürztes Mädchen in einem Raumschiff. Das Raumschiff interessiert niemanden.

Stellt sich heraus die Bösen haben Unterstützung von (bösen) Aliens. Zum Glück gabelt der Hauptcharakter zwei (gute) Aliens auf die dann ihm helfen. So haben nicht nur die Länder auf dem Planeten krieg sondern auch die Länder/Nationen der Aliens (die aber gleich aussehen wie die Menschen).

Der Vater sagt, dass er auf den Hauptcharakter stolz ist. Alarmglocken. Er wird somit bald sterben. Dramatik in der Familie zieht immer. Und zack - ihm wird wenig später sehr unterhaltsam in den Rücken geschossen.
Das Mädchen vom Himmel wird ein paar Mal entführt und zurückerobert. Dazwischen will sie Suizid begehen, zum Glück schreitet die Kindheitsfreundin rechtzeitig ein: "Machs nicht." (es wurde absichtlich ein Punkt und kein ! gesetzt). Mädchen: "Ok".

Die Guten kämpfen gegen die Bösen, wenn man das Spiel wirklich durchzieht gewinnen dann auch die Guten.

I don't care
Das Problem neben der eh schon schwachen Story: Es ist dem Spieler egal. Bevor man den Charakter richtig kennenlernen kann, hat es einen Krieg, der nach nichts schmeckt. Sie sind halt die Bösen. Ok. Die Begleiter sind auch Stereotypen. Das ist nicht zwingend schlecht, mindestens aber langweilig. Warum die Aliens gegeneinander kämpfen? Später wird es kurz erklärt, irgendeine unfaire Abmachung, aber da ist es schon zu spät: Man interessiert sich nicht dafür.
Versteht mich nicht falsch, ich habe versucht Zugang in diese Welt zu finden. 90% erledigte Side-Quests ist nicht schlecht, wenn andere, die das Spiel durchgezockt haben nur auf etwa 35% kommen.
Aber Sidequest: Bürgerkriegt beenden, indem man 10 Soldaten besiegt, fühlt sich halt nach unausgereift aus.
Die einzige Begleitung, die halbwegs interessant wirkt (sie hat Ambitionen, während die anderen nur Skripte zum Vorlesen haben) ist Fiore Brunelli.

Leider hat sie ein anderes Problem:

Mechanik
Oh, die Mechanik. Das Spiel hat viele Schwächen.
  • Unnötiges herumlaufen. Quests, welche einen einmal im Kreis führen oder nacheinander an den gleichen Ort. Muss man alles zu Fuss machen mit Monster im Weg. Und die Menge, die man sinnlos herumrennen muss, einfach damit das Spiel länger ist, ist enorm.
  • Hier, kannst du Schnellreisen. Oh doch nicht. Oh doch wieder. Schnellreisen funktioniert nicht in die Städte selbst. Somit muss man wissen, an welchem Ende vom Gebiet man aufpoppt, damit man nicht wieder herumrennen muss. Lange kann man nicht schnellreisen. Dann kann man es, 20min später wird die Funktion wieder entfernt. Später im Spiel kriegt man sie wieder. Schnellreisen geht nicht "direkt". Man teleportiert zuerst auf das Schiff (Ladepause) und dann ins Gebiet (Ladepause). Und wenn man in die Stadt will, die 1 Meter entfernt ist: Ladepause
  • Itemerstellung chaotisch. Ich kann damit leben, dass es Kochen, Schmieden, Schreiben gibt. Dass es dann aber zusätzlich noch Synthese, Dekorieren und Basteln (für Rüstungen) ohne Rezepte gibt, wirkt überladen.
  • Gegner sind vom Kapitel abhängig. Sidequest vom Anfang einen bestimmten Gegner zu besiegen nicht rechtzeitig gemacht? Pech gehabt, kann man erst nach dem Abspann nachholen.
Die Idee, dass man den Figuren Rollen geben kann, und sie nach diesen kämpfen fand ich gut. *Hut zieh* leider wurde sämtliche Tiefe kaputtgemacht, da nach Zwischensequenzen die Rollen teilweise gelöscht wurden und man sie wieder neu verteilen musste. Nicht immer. Nur gelegentlich.

Fazit:
Ich hätte auf die Metacritic von ~58% hören sollen. Je länger ich spielte, desto mehr hatte ich genug vom Spiel. Mit etwa 27 Stunden für fast 100% ist das Spiel auch eher kurz. Und dennoch wirkte es viel zu zäh. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Meeting bei den Entwicklern so ausgesehen hat:

Die Welt wurde mir immer egaler (was für ein Wort), die Kämpfe im Weltraum waren nur Leute welche sinnloses Zeugs reden (50 degree 135!), am Ende hat man halt einfach gewonnen. Aber es fehlt sowohl das Gefühl, eine gute Story erlebt zu haben oder ein gutes Spiel durchgespielt zu haben.

5/10
So wie der Hauptcharakter seinen Kindheitsfreund im Dorf zurückgelassen hat, hätte ich dieses Spiel beim Händler zurücklassen sollen.

Entwickler: tri-Ace
Publisher: Square Enix
System: PS4
Sprache: Englisch (Ton/Text) Japanisch (Ton optional)
Erscheinungsdatum: 01.07.2016

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Review: Pokémon Sonne

Review: Batman - The Telltale Series

Review: Disco Elysium