Review: The Last Guardian

Wie lange war dieses Spiel in Entwicklung? Ich mag mich erinnern, wie ich damals dachte, mit der Leistung der PS3 muss es bald erscheinen - veröffentlicht wurde es schlussendlich auf der PS4.

Es wäre unfair, das Spiel als schlecht zu bewerten, weil es ein paar Jahre in Entwicklung war, noch unfairer wäre es, es schlecht zu bewerten weil man aufgrund des Hypes (nicht so gross wie bei anderen Spielen, aber dennoch vorhanden) nicht befriedigt ist.




Worum geht es? 
Ein Junge begegnet einer mysteriösen, gefiederten Kreatur. Ihre Schicksale sind miteinander verbunden...
- Rückentext
 Es handelt sich um ein pures Puzzle/Plattformer-Spiel. Hauptmotiv sind das Knacken von Rätseln und Finden von korrekten Wegen, dazwischen kurze Hüpfpassagen.

Mein Eindruck
Selten bin ich einem Game begegnet, welches dermassen anders und fesselnd war, von Anfang an. Natürlich, es handelt sich um das gleiche Studio, welches auch ICO und "Shadow of the Collossus" entwickelte (und früher wollte man The Last Guardian auch "Trico" nennen, entschied sich allerdings dagegen).
Die Kreatur, Trico, eine Mischung zwischen Katze, Krähe und Hund, wurde dermassen liebevoll gestaltet und hat so feine Details, dass man nicht an der Echtheit dieser Kreatur zweifelt. Das Gesamtbild, Junge, Kreatur, Umgebung, ist sehr stimmig. Am liebsten würde man diese Welt nie verlassen.

Was stört?
Aus dieser Welt, die man nie verlassen möchte, wird man brutal rausgerissen. Immer und immer wieder. Die Steuerung ist schlicht und einfach schlecht. Der Junge bewegt sich wie jemand, der nach einem schweren Unfall wieder laufen lernt oder als ob man ihm mit einem Baseballschläger beide Beine gebrochen hätte. Auf dem Boden ist dies nicht so schlimm, sobald man aber klettert/bei den Plattform-Elementen ist, entwickelt sich der pure Horror daraus.
Gelegentlich läuft er ein paar Schritte retour, wenn man zu nahe an eine Kante kommt, gelegentlich nicht. Dann läuft er ganz fröhlich ins Nichts und stirbt. Gelegentlich dreht man sich langsam zu einer Wand, zack, der Junge fällt drei Schritte nach hinten, ins Nichts, tot.

Dass die Entwickler ganz fixe Wege haben, die man gehen MUSS hilft auch nicht weiter.
"Oh, ein Balken. Da muss ich sicher runterhangeln und dann der Kante entlang weiterklettern."
Erster Versuch: Junge fällt ins nichts, stirbt.
Zweiter Versuch: Wahrscheinlich war ich zu hakelig, probieren wir es nochmals, Junge fällt ins nichts, stirbt.
Dritter Versuch: Vorsichtig, vorsichtig, Junge fällt ins nichts, stirbt.

Probieren wir es auf der anderen Seite: Kein Problem.
Nirgends wurde angezeigt, dass man diese Seite nehmen muss, beide Seiten sehen visuell genau gleich aus, man hangelt am gleichen Balken.
Solche Probleme gibt es zu Hauf.

Die Kamera macht nicht was man will. Selten ist sie brauchbar wie sie ist. Ein 100% schwarzer Bildschirm ist nicht brauchbar, dennoch findet es die Kamera toll, immer wieder in diese Ansicht zu gehen.

Ein Sprung, die Kamera dreht sich während des Sprunges, Junge landet im Nichts.

Und das wohl Schlimmste: Trico gehorcht nicht. Ja, die Entwickler haben das absichtlich gemacht, um das Spiel "realistischer" zu machen, ja, es gibt einzelne Tricks wie er "mehr" gehorcht (im Internet zu Hauf, allerdings ist das sie wie Hausmittel, jeder schwört auf was Anderes, ob irgendwas davon wirklich funktioniert? Wer weiss), allerdings ist das purer Frust.

Trico, mach Männchen. Nichts passiert. Ok, auf 15 zählen, damit man nicht "Befehle spammt".
Gleiches nochmals. Nochmals. Nichts klappt. Von Trico runterklettern, den ganzen Raum untersuchen (vlt. ist das nicht der korrekte Weg), und dann macht Trico Männchen einfach so, ohne Befehl. Also schnell zu Trico, beim Raufklettern verfängt man sich mal wieder in der Achselhöhle von Trico, bis man beim Kopf ist, sitzt Trico wieder.

Pause. Durchatmen.
Irgendwann klappt es dann.

Allerdings sind die Befehle dermassen inkonsistent, dass man sich oft nicht nur fragt, ob man den richtigen Lösungsweg, sondern auch den richtigen Befehl gegeben hat.
Beispiel: Junge schwimmt im Wasser, tauchen mit X. Man sieht einen Durchgang sehr weit unten, den man nur mit Trico erreichen kann.
Also klettert man auf Trico, und gibt ihm den Befehl X - nichts passiert. Nach kurzer Kontrolle in der Komplettlösung stellt sich heraus, dass man nicht X drücken muss, sondern auf das Tor zeigen - auf einmal klappts.

Fazit
Ich hätte diesem Game gerne eine höhere Bewertung gegeben. Mir ist bewusst, dass andere Seiten eine viel höhere Bewertung gegeben haben. Allerdings denke ich, dass diese Seiten das Meisterwerk bewertet haben, welches "The Last Guardian" sein möchte, nicht das Spiel, welches am Schluss daraus wurde.
Die Story ist herzerwärmend. Die Zwischensequenzen genial. Die Szenerie so stimmig.
Und dann machen die Steuerung, die Kamera und das nichtgehorchen von Trico alles kaputt.

Auf meiner PS4 Slim brach die Framerate leider gelegentlich in Aussenbereichen komplett zusammen - auf etwa 5fps - ich achte nicht so sehr auf FPS, um so krasser ist es, wenn mir sowas auffällt. Dies ist nichts Schlimmes, es unterbricht allerdings das flüssige, stimmige Erlebniss.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich leider auch nicht mehr auf zusätzliche Patches hoffen, die ein paar Grobheiten ausbügeln.

Deshalb gibt es von mir ein schmerzendes
6/10
Mehr kann ich bei dem Frust, den Kamera, Steuerung und Trico auslösten, leider nicht geben. Das macht weh, ich sehe all die Qualitäten. Und gerne würde ich dieses Spiel als Meisterwerk einordnen, aber es geht nicht. Nicht bei diesen Problemen.

System: PS4
Erschienen: 07.12.2016
Entwickler: GenDESIGN, SCE Japan Studio, SCE Santa Monica Studio, team ICO
Publisher: SONY Interactive Entertainment Europe, Ltd. 
FSK: 12
Sony Code: CUSA 03745

Ergänzung: Spielzeit war etwas unter 15h, gekauft wurde das Spiel für etwa 25 CHF. Den Preis empfand ich für dieses Spiel sehr fair.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gamezuwachs März 2019

Review: Saints Row IV

SteamCleaning #07